Mit dem Jahr 2001 stehen wir am Anfang eines neuen Jahrtausends. Es sind gerade einmal 40 Jahre her, dass der erste Mensch, Juri Gagarin, in den Weltraum vordrang. Die Raumfahrt hat sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit entwickelt und ist heute mit ihren zahlreichen wissenschaftlichen Ergebnissen, der Erdbeobachtung und Wettervorhersage sowie mit der Satelliten Kommunikation und Navigation nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Auch wenn die Raumfahrt zu Beginn ihrer Ära zur Machtdemonstration benutzt wurde, so ist sie heute ein Bindeglied zwischen den Mächten: Mit der internationalen Raumstation ISS errichten wir gemeinsam mit den USA, Russland und anderen Weltraumnationen das größte internationale Gemeinschaftsprojekt für eine friedliche Nutzung.
Wohin wird uns die Raumfahrt in Zukunft führen? Keiner kann es voraussehen. Bisher existieren Ideenskizzen und Visionen für ein Leben im Weltraum in weiter Zukunft. Eine dieser Visionen ist eine touristisch genutzte Raumstation - ein Weltraumhotel.
Dass sich Raumfahrtexperten mit Architekturstudenten zusammengesetzt haben und somit interdisziplinär voneinander lernen konnten, finde ich beispielhaft. Ich bin auch der Meinung, daß man bei zukunftsorientierten Fragen unbedingt die Jugend einbinden sollte. Das ist hier, mit dem Studentenwettbewerb, auf eine besonders kreative Art geglückt. Der DGLR e.V. und der TU-Darmstadt ist eine durchweg beeindruckende Veranstaltung gelungen, und ich bin stolz darauf, die Schirmherrschaft übernommen zu haben.

Jörg Feustel-Buechl
Direktor Bemannte Raumfahrtprogramme
Europäische Weltraumorganisation ESA


Architektur ist bekanntermaßen die älteste zweckgebundene Kunst des Menschen und hat in der Vergangenheit immer wieder von der jeweiligen Kultur Zeugnis für nachkommende Generationen abgelegt. Diesem Anspruch muss auch die Gegenwartsarchitektur in all ihren Facetten gerecht werden. Wenn nun Studierende des Fachbereichs Architektur der Technischen Universität Darmstadt eine Aufgabe bearbeiten, deren Umsetzung sicherlich einige Zeit in der Zukunft liegt, so ist auch dies ein Zeugnis für unsere Zeit. Die Auseinandersetzung mit einem Thema, das jenseits der täglichen Erfahrungswelt eines „Normalbürgers“ liegt, hat einen ganz besonderen Reiz. Schwerelosigkeit als Chance, aber auch als Problem für bewohnbare Räume zu verstehen und die menschenfeindlichen Umgebungsbedingungen des Weltraums zu berücksichtigen, erfordern eine besondere Bereitschaft und Kreativität. In diesem Sinn ist die Aufgabenstellung Herausforderung und Chance und ist sicherlich geeignet, Fähigkeiten des Einzelnen einzubringen. Vielleicht wird man später über die jetzt erreichten Ergebnisse als für die Weltraumarchitekten richtungsweisende Signale sprechen.

Prof. Dr.-Ing. J.-D. Wörner
Präsident der Technischen Universität Darmstadt


Flugkörper, die schwerer sind als Luft, sagte William Thompson, der Präsident der angesehenen wissenschaftlichen Vereinigung Royal Society London, sind unmöglich. Jeder weiß es heute, hundert Jahre später, besser: Es gibt sie! Und nun soll die Besiedelung des Weltraums beginnen. Ich werde mich hüten zu sagen: unmöglich.

"Angesichts der Tatsache, daß das Leben auf unserer Erde in etwa 100 Millionen Jahren ausgelöscht sein wird, so schreibt Ulrich Walter, Astronaut und Wissenschaftler, in seinem Buch 'Zivilisationen im All', ist es keine Frage, daß es irgendwann zu einer Kolonialisierung des Weltraums kommen wird".

Die Idee einer Zivilisation im All ist da. Mit den hier vorgestellten Entwürfen eines Hotels im Weltraum leisten die Studierenden einen Beitrag zu ihrer Realisierung. Ganz selbstverständlich gehen sie diese Aufgabe an, denn sie sind gewohnt, mit Neuem, Unbekanntem umzugehen und adäquate Lösungen zu suchen. Zwar geht es wie immer nur um das Bilden von funktionsfähigen Räumen, doch hier kommt noch etwas Erschwerendes hinzu: ein ganz neues Spiel mit Kräften.

Plötzlich ist es keine Kunst mehr, leicht, filigran, quasi schwerelos zu bauen, denn alles ist schwerelos. Wie kommt der Mensch damit zurecht?

Mit ihren Entwürfen stoßen die Studierenden ein neues Tor auf und gewähren einen faszinierenden Ausflug in unbekanntes Gebiet. Ein wahrlich spannendes Unterfangen.

Dekan des Fachbereiches Architektur
Prof. Dr.-Ing. D. Weischede


Noch ist es ein Traum, der Gedanke an einen Urlaub im Weltraum: Von allem losgelöst und schwerelos durch den tiefen, absolut schwarzen Weltraum zu schweben und auf den geheimnisvoll leuchtenden blauen Planeten Erde zu blicken. Und doch haben Menschen dieses grandiose Schauspiel schon erleben dürfen. Ich beneide die Astronauten um dieses Erlebnis. Ihre Schilderungen, wie sie den Raumflug und den Blick auf die Erde wahrgenommen haben, bewegen mich immer wieder aufs neue. Sie stimmen alle darin überein, daß man mit zunehmender Entfernung immer deutlicher erkennt, daß wir alle Kinder dieser einzigartigen Erde sind, und daß wir unser "Raumschiff Erde" vor uns schützen und miteinander friedfertig umgehen müssen.

So liegt der Gedanke nahe, einer größeren Zahl von Menschen den Erdorbit zu erschließen, und sie die Schwerelosigkeit und den ganzheitlichen Blick auf die Erde erleben zu lassen. Ein Weltraumhotel ist heute schon technisch realisierbar. Doch wird es noch lange eine Vision bleiben, bevor ein solches Vorhaben ausreichend Sicherheit für Personal und Gäste gewährleisten kann und es sich zudem noch finanzieren läßt.

Gerade weil die Vorstellung von einem Weltraumhotel so faszinierend und eine greifbare Vision ist, kam mir der Gedanke, diese Vision mit jungen Menschen zu teilen: Studenten an der Gestaltung der Zukunft teilhaben zu lassen und sie mit unkonventionellen und schwierigen Themen zu konfrontieren. So kam es, daß ich im Namen der DGLR e.V. einen Entwurfswettbewerb für ein Weltraumhotel ausschrieb. Im vorliegenden Katalog sind nun alle Arbeiten aus diesem Wettbewerb dokumentiert, und Sie halten mit diesem Katalog die größte Sammlung an Ideen für den Entwurf eines Weltraumhotels in Händen. Ich bin keineswegs überrascht zu sehen, mit welchem Engagement und welch hervorragenden Ergebnissen die Studenten die gestellte Aufgabe gelöst haben. Ich war von vornherein davon überzeugt, daß Studenten Großartiges leisten können, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt.

Der Entwurf eines Weltraumhotels als Studentenwettbewerb - Ein guter Gedanke, finde ich.

Rachid Amekrane
Deutsche Gesellschaft für Luft und Raumfahrt Lilienthal-Oberth e.V.
Nachwuchskommission


`Early Bird`, Das Weltraumhotel - Ein symphatischer Name und eine spannende Idee finden wir. Aber warum sind wir als HPE Unternehmensgruppe Hauptsponsor für Early Bird geworden? 

Verschiedenerlei Gründe; zum einen unser Interesse an der Nachwuchsförderung und die positiven Erfahrungen aus einem studentischen Wettbewerb gemeinsam mit der Hochschule für Bildende Künste, Fachbereich Architektur in Hamburg. Zwei Studentinnen gewannen den Wettbewerb für die Konzeption des Blockheizkraftwerkes in unserem Bauvorhaben Dorfanger Boberg in Hamburg. Herausgekommen ist ein unkonventionelles und spannendes Gebäude, das zu einem echten „Hingucker“ geworden ist, den wir im Rahmen von Führungen durch das Gebiet gerne und stolz vorführen. 

Noch etwas hat uns für `Early Bird` eingenommen: das Spielen und Experimentieren mit neuen Technologien, der Wille Grenzen zu überschreiten und Visionen zu formulieren. Wir, als Entwickler von Immobilien, sehen das für uns als Herauforderung, vor allen Dingen im Bereich neue Technologien, den wir gerade für uns entdeckt haben.

Mit dem `Zentrum Zukunftsenergien` in Berlin am Stralauer Platz bauen wir derzeit ein einzigartiges Projekt; ein denkmalgeschütztes Gebäudeensemble verbunden mit zwei hochmodernen Baukörpern direkt an der Spree gelegen, dort entstehen rund 18.000 m² Arbeits- und Ausstellungsflächen für Unternehmen und Institutionen, die in dem rasant wachsenden Markt erneuerbarer Energien und rationeller Energieanwendung agieren. Mittelpunkt des Gebäudekomplexes ist das Energieforum Berlin – eine multifunktionale Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche als Marktplatz für Konzepte, Innovationen und Produkte einer nachhaltigen Energiewirtschaft. Dass das Gebäude als Niedrigstenergie-Gebäude realisiert wird dürfte selbstverständlich sein.

Ein weitere Herausforderung in dieser Richtung ist die mit mehreren Partnern in Hamburg geplante Medienstadt MediaCityPort. Das DM 300 Mio. Projekt mit Medienakademie, Gastronomie, Veranstaltungsräumen und Wohnungen wird das künftige Zentrum der digitalen Wirtschaft - Chance für uns, neues Terrain zu betreten und eine weitere technologie-orientierte Spezialimmobilie zu entwickeln.

Was reizt uns also am Weltraumhotel „Early Bird“? Ganz einfach; wir als Entwickler sehen hier eine innovative Spezialimmobilie, die wir liebend gerne entwickeln würden, aber leider sind uns irdische Grenzen gesetzt, so müssen wir es im Moment beim Träumen belassen und sind sicher, dass alle Beteiligten dabei ebenso viel Spass haben wie wir.

Herzliche Grüße 

Ihre HPE-Unternehmensgruppe, Juli 2001


Gestalten, Entwerfen, Konstruieren sind typisch irdische Architekturaufgaben mit dem Ziel, eine ästhetisch stabile „Welt“ zu kreieren. 

Doch ein autarkes Weltraumhotel für ca. 220 Personen mit allen übrigen Funktionen als einsemestrige Entwurfsaufgabe für Architekturstudenten zugleich in eine fremde Welt zu projizieren, erfordert außerirdische, außergewöhnliche Gedanken, Visionen, Strategien, z.B. nur aufgrund der Tatsache, daß der Mensch sich dort in einem schwerelosen, dynamischen, sich ständig verändernden Bewegungsablauf befindet. 

Architektur zu studieren bedeutet nicht nur erlerntes Handwerkszeug umzusetzen. Gerade diese selbstzugestaltende Aufgabe mit allen, zunächst unvorstellbaren physikalischen Gegebenheiten, bedeutet die persönliche Kreativität quasi als Intuition räumlich in den Weltraum vorstellbar zu entwickeln; also eine Vision abstrakt zu erdenken. Für die Studenten ist dies eine neu zu erlernende Entwurfsstrategie und war daher auch Bestandteil der Aufgabenstellung. Die zunächst persönlich zu erforschende Vorgehensweise verbirgt nämlich ein räumliches Entwurfspotential und ist daher reine rein transzendental gedachte Gestaltungsinnovation.

Die Studenten haben dazu Zeichnungen, Modelle und Computersimulationen angefertigt, um herauszufinden, wie bewegt sich der schwerelose Mensch von Ort zu Ort in diesem technischen Weltraumgebilde, da Ort, Zeit und Dimensionen eine Gleichzeitigkeit des sich Vorstellbaren abverlangen. So entstehen vielfältige, zum Teil utopische Konfigurationen.

Einige Arbeiten entwickeln Großraumstrukturen, um darin die einzelnen räumlichen Qualitäten zu analysieren. Eine Vorgehensweise, die ein Gesamtkonzept zugrunde legt. Diese deduktive Arbeitsweise verlangt ausformulierte räumliche Zusammenhänge im Großen und Kleinen, ganz besonders die menschlichen Bewegungsabläufe in bezug auf die Orientierung innerhalb der Großraumstruktur.

Andere Arbeiten konzentrieren sich auf das menschliche Empfinden in dieser zunächst einmal nicht mit empirischen Erfahrungen belegten Welt. Sie erfinden z.B. haptische Materialien, um die räumliche Atmosphäre als umfassend Erlebbares, in sich Bewegtes zu gestalten. Sie transformieren diesen sehr detaillierten Grundgedanken auf eine Großform und versuchen, die induktive Arbeitsweise in ihrer Sensibilität auf das Ganze zu übertragen.

Beide Arbeitsmethoden initiieren explizite visionäre Entwurfsgedanken. Dieses abstrakte Architekturtraining ist genauso wertvoll wie die irdisch erdachte Architektur, wo das Machbare an Priorität gewinnt.

Bei allen Beteiligten möchten wir uns für diesen wagemutigen Entwurfsprozess und den daraus resultierenden lehrreichen Erkenntnissen bedanken.



Darmstadt, d. 9.7.2001 
gez. Rolf Eckstein
Oliver Witan
Alexander Hentschel
Marc Haselbach
Markus Schwieger