Interview (download - 100 KB)
geführt von Jana Deckert

Die Texte können so übernommen und abgedruckt, gekürzt, jedoch nicht verändert werden.

Rachid Amekrane (R.A.); Ingenieur der Luft- und Raumfahrttechnik
Initiator und Verantwortlicher des Studentenwettbewerbs "Early Bird"; 
Leiter der Nachwuchskommission - Internationale Kooperation der DGLR e.V.

Carsten Holze (C.H.), Ingenieur der Luft und Raumfahrttechnik
Mitglied des Senats der DGLR. e.V., Leiter der Bezirksgruppe Bremen und der Nachwuchskommission - Nationale Kooperation

Oliver Witan (O.W.), Architekt und Partner der netzwerk-architekten PartG,
Lehrbeauftragter des Fachbereichs Architektur der TU-Darmstadt 

Frage: Herr Holze, Sie sind Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Luft und Raumfahrt Lilienthal-Oberth e.V. und dort für Nachwuchsarbeit verantwortlich. Können Sie ihre Gesellschaft und deren Ziele kurz beschreiben? 
C.H.: Die DGLR steht für Forschung, Wissenschaft und Technik im Bereich Luft- und Raumfahrt. Mit ihren mehr als 4000 Mitgliedern aus allen mit dieser Branche verbundenen Berufs- und Ausbildungssparten ist die DGLR die größte und zugleich einzige Vereinigung in Deutschland, die in sämtlichen Fach- und Arbeitsbereichen der Luft- und Raumfahrt vertreten ist - von der Lehre und Forschung über die Industrie bis hin zu entsprechenden Ministerien. Speziell aus dem Bewußtsein heraus, daß die technische, wirtschaftliche und ökologische Zukunft unserer Gesellschaft ganz wesentlich vom Stellenwert der Luft- und Raumfahrt bei der Jugend abhängt, bemüht sich die DGLR insbesondere um das Engagement junger Menschen. Sie fördert den fachlichen Nachwuchs, die Weitergabe von Erfahrungen und Innovationen und arbeitet damit am Erhalt und an der Fortentwicklung der Luft- und Raumfahrt in Deutschland. 

Frage: Sie haben die diesjährige Nachwuchstagung der DGLR organisiert, in deren Rahmen auch das Projekt "Early-Bird" präsentiert wird. Welche inhaltlichen Schwerpunkte haben Sie gesetzt?
C.H.: Im Rahmen des Deutschen Luft- und Raumfahrtkongresses der DGLR, der einmal jährlich an wechselnden Orten veranstaltet wird, findet ebenfalls eine Veranstaltung speziell für und mit dem Nachwuchs, das heißt, für Schüler, Auszubildende, Studenten und Berufsanfänger entsprechend fachlicher als aber auch angrenzender interdisziplinärer Bereiche, statt. In Informationsveranstaltungen. Vorträgen und abschließenden Diskussionen werden die Arbeiten und aktuelle Entwicklungen und Trends des Nachwuchses vorgestellt. In diesem Jahr geht es dabei insbesondere um Studium und Ausbildung im Bereich Luft- und Raumfahrt in Deutschland und deren internationalen Charakter. 


Frage: Interdisziplinärer Entwurf eines Weltraumhotels - die Projektvorstellung auf der diesjährigen Abschlußveranstaltung der DGLR Nachwuchstagung. Wie entstand das Kooperationsprojekt gerade mit der TU Darmstadt?
C.H.: Bereits seit einigen Jahren sind wir an unterschiedlichen Hochschulstandorten mit aktiver Nachwuchsarbeit beschäftigt, die auf übergeordnete, meist europäische, Projektideen ausgerichtet ist. Neben Fortbildung und Erfahrungsaustausch in einzigartiger Breite und Tiefe, die als Kernleistung allen DGLR Mitglieder und Interessierten zur Verfügung steht, sollen vor allem Motivation und der enge Kontakt zwischen Lehre und Ausbildung und natürlich Industrie und Usern hergestellt werden. "Early-Bird" ist ein besonders wertvolles Beispiel der Verwirklichung unserer Ziele. Anhand der kooperativen Arbeit von Industrie und Lehre zum Thema Weltraumhotel, von dem nicht zuletzt auch durch den ersten Weltraumtouristen jeder von uns geträumt hat, ließen sich Visionen einer bisher nicht vorliegenden Vielfalt entwickeln und weiterentwickeln. Ich lade Sie herzliche ein, diese Visionen zusammen mit dem gesamten Nachwuchs auf unserer Eröffnungsveranstaltung am 19. September in Hamburg zu ergründen.

Frage: Herr Amekrane, auf die Idee, einen Wettbewerb über die Konstruktion von Weltraumhotels zu entwerfen, kommt man beim Urlaub am Strand, oder...?
R.A.: Die eigentliche Idee hatte ich beim Duschen bekommen, als mir bewußt wurde, daß das Duschen im Weltraum ein Vermögen kosten würde. Als ich noch Student war, hatte ich selbst die Möglichkeit, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Es hatte mir damals sehr viel Spaß bereitet und mich zudem stark motiviert. Jetzt, da ich selbst berufstätig bin, möchte ich auch gern Studenten solche Erfahrungen und Möglichkeiten bieten. 
Per Zufall hatte ich in einer Pizzeria einen Architekturdozenten der TU-Darmstadt kennengelernt, der diese Idee mit Begeisterung aufgenommen hatte. Gemeinsam mit einigen motivierten Hochschullehrern haben wir die Idee aufgegriffen und schließlich in die Wirklichkeit umgesetzt. Die Mischung aus Lehre und Wettbewerb ermöglichte ein interdisziplinäres Lernen. Die Zusammenarbeit hat hervorragend geklappt, und es sind auch Freundschaften entstanden.

Frage: Organisieren Sie den Wettbewerb hauptberuflich?
R.A.: Nein, definitiv nicht! Wir von der DGLR e.V. führen unsere Tätigkeiten ehrenamtlich durch. Alle Helfer und auch die Dozenten der TU-Darmstadt haben einen großen Teil ihrer Freizeit für dieses Projekt geopfert, wofür ich mich als Initiator bei allen Helfern ganz herzlich bedanken möchte. 

Frage: Wie war die Resonanz seitens der Studenten?
R.A.: Wir haben nicht damit gerechnet, daß sich über 50 Studenten auf dieses schwierige Thema einlassen würden. 36 Studenten haben Durchhaltevermögen bewiesen und hervorragende Leistungen erbracht. Das hat mich wiederum dazu bewogen, die Arbeiten einem größeren Publikum zu präsentieren und eine Ausstellung zu organisieren.

Frage: Wann werden die aufgezeigten Visionen Wirklichkeit werden?
R.A.: Die Vision "Weltraumhotel" ist heute schon ansatzweise Realität geworden. Mit dem amerikanischen Multimillionären, Denis Tito, der als erster Tourist die Internationale Raumstation besuchte, hat die touristische Erschließung des Weltraums begonnen. 
Die bemannte Raumfahrt ist in diesem Jahr 40 Jahre alt geworden. Und ich denke, daß die nähere Zukunft noch Überraschungen auf Lager hat. Bis aber ein Weltraumhotel der Dimension, wie sie die Studenten aufgezeigt haben, realisiert werden kann, werden noch 20 - 30 Jahre vergehen. 

Frage: Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit ein Weltraumhotel dieser Dimension realisiert werden kann?
R.A.: Technologisch habe wir heutzutage die Mittel, um eine Raumstation für touristische Zwecke zu bauen. Woran wir jetzt arbeiten müssen, ist die Verbesserung der Sicherheit für Passagiere beim Transport und Aufenthalt im Orbit. Aber die größte Herausforderung bleiben die Kosten des aufwendigen Transports von Menschen und Gütern in den Weltraum. Wenn Sie sich vorstellen, daß der Transport von einem Kilogramm Masse in den Weltraum heute ca. DM 50.000,- kostet , dann ist klar, dass z.B. das Duschen im Weltraum Luxus ist. Als erstes müssen wir also den Transport kostengünstiger und sicherer machen.

Frage: Lassen Sie mich gleich zur nächsten Frage überleiten: Warum ist ein Trip in den Weltraum so teuer?
R.A.: Alle Objekte, die im Weltraum fliegen sollen, müssen mindesten eine Geschwindigkeit von 8 km/s, also 28.800 km/h, haben. Dafür braucht man wahnsinnig viel Energie, die dem Objekt zugeführt muß. Um ein solches Objekt kontrolliert zu beschleunigen und es in die richtig Bahn zu lenken, ist hoher technischer Aufwand notwendig. Zudem ist die Rückkehr der Raumfahrtzeuge auf die Erde ein kompliziertes Manöver. Hinzu kommt, daß die technischen Systeme eine hohe Zuverlässigkeit haben müssen, weil man sich den Verlust eines 100 Millionen DM teuren Satelliten oder gar eines Astronauten nicht leisten kann. Bisher werden vorwiegend Wegwerfraketen verwendet, da sie für die relativ geringe Fracht immer noch die kostengünstige Alternative sind. Die Raumfahrtindustrie arbeitet aber schon daran, eine neue Generation von Transportraketen zu entwickeln, die ähnlich wie ein Flugzeug zur Erde zurückkehren, gewartet und betankt werden und danach wieder startbereit sind. Diese Entwicklung ist notwendig, will man die Vision, eines Weltraumhotels eines Tages realisieren.

Frage: Man liest immer wieder, daß die Ausgaben für die Raumstation steigen. Warum hat man bei solchen Projekten die Kosten nicht im Griff?
R.A.: Es ist nicht zu leugnen, dass die Kosten für die Raumstation heute höher als geplant sind. Die Internationale Raumstation ist ein gigantisches Projekt ist, an dem viele Nationen und unzählige Firmen beteiligt sind. Bis heute haben wir weltweit erst drei verschiedene Typen von Raumstationen: Die sowjetische Raumstation Saljut, das amerikanische Skylab und die russische Raumstation MIR. Seit Jahrhunderten bauen wir Häuser, aber bei extraterrestrischen Bauprojekten treten immer mal wieder ungeplante Überraschungen auf, wodurch die Kosten steigen. Ein solch komplexes Gebilde muss in einer lebensfeindlichen Umgebung funktionieren. Aber darin liegt ja auch der Reiz: Es trotzdem zu schaffen! 

Frage: Könnte man die Internationale Raumstation ISS als Weltraumhotel nutzen?
R.A.: Im Prinzip ist eine Nutzung der ISS als Weltraumhotel möglich. Der Punkt ist, daß die ISS eigentlich für wissenschaftliche Zwecke entworfen wurde. Jeglicher Luxus, der einen angenehmen Aufenthalt für einen Touristen erlauben würde, fehlen. Es gibt aber Bestrebungen, ein zusätzliches Modul an die Raumstation anzukoppeln, das für touristische Zwecke konzipiert ist. 

Frage: Ein Weltraumhotel zu entwerfen, ist sicherlich eine sehr aufwendige Geschichte. Wie kamen Sie auf die Idee, eine solche Aufgabe an Studenten zu stellen?
R.A.: Der Entwurf eines Weltraumhotels ist sicherlich nichts gewöhnliches. Meiner Meinung nach können Studenten an solchen Aufgaben nur wachsen.. Bei der Aufgabenstellung war nicht die technische Funktionsweise wichtig, sondern, wie man mit dem Raum und der Schwerelosigkeit umgeht. Wir haben aber dennoch darauf geachtet, daß alles noch im Bereich des physikalisch realisierbaren bleibt, damit die Entwürfe nicht in irgendwelche Fantasy-Gebilde ausarten. Außerdem ist es wichtig, sich auch außerhalb der Expertenrunden mit Raumfahrt zu beschäftigen. Und letztendlich ist das Jahr 2001 prädestiniert für visionäre Projekte.

Frage: Wie kann man sich ein Zimmer im Weltraumhotel vorstellen?
R.A.: Aufgrund der Schwerelosigkeit gibt es kein Oben und Unten. Damit lässt sich ein Raum völlig anders als auf der Erde gestalten. Sie können also ihren Tisch mit Stühlen, die außer-irdisch konstruiert sein müssen, an die "Decke" anbringen und ihr Bett auf dem Boden. Sie brauchen kein Mauerwerk, das die Lasten aufnehmen muß. Unter diesen Randbedingungen können Sie den Raum komplett neu definieren. Eines werden aber alle Hotelräume in der Schwerelosigkeit gemeinsam haben: Sie werden keine scharfen Kanten haben und aus einem weichen Material bestehen. Denn man kann sich in der Schwerelosigkeit nicht mehr so bewegen wie auf der Erde. Die Fortbewegung erfolgt durch Abstoßen von Flächen. Damit sich die Touristen keine Verletzungen und blauen Flecke bei diesen Aktionen holen, müssen die Wände aus einem weichen Material bestehen.

Frage: Gibt es keine andere Fortbewegungsmöglichkeit im All?
R.A.: Man könnte ein solches Weltraumhotel um seine eigene Achse rotieren lassen. Durch die Fliehkräfte hätte man eine ähnlich Situation wie unter Schwerkraft. In dem Science Fiction Film "2001-Odysee im Weltraum" konnte man so was ähnliches sehen, als der "Jogger" in der Raumstation lief. Unter Schwerelosigkeit geht das nicht so einfach. Entweder man stößt sich irgendwo ab und schwebt, bis man irgendwo abgebremst wird, oder man wendet das Rückstoßprinzip an. Eine Idee sind Luftdüsen zur Fortbewegung im Raumschiff. Die Architekturstudenten hatten auch einige interessante Ideen: Große Flossen an Füßen und Armen - wie ein Fisch - war ein Vorschlag. Eine andere interessante Idee ist die Fortbewegung im Luftstrom. Man würde mit Ventilatoren dafür sorgen, daß ein ständiger Luftstrom herrscht. So könnte man sich mit dem Luftstrom durch die Räume treiben lassen.

Frage: Wenn unter Schwerelosigkeit alles schwebt, wie kann man dann schlafen?
R.A.: Das Schlafen unter Schwerelosigkeit hat so seine Eigenarten. Astronauten berichten, daß es sehr unangenehm ist, ohne Kontakt zu einer Matratze einzuschlafen. Entspannen sich die Muskeln beim Schlafen, dann nimmt der Körper nicht die üblich Haltung ein, wie man sie im Bett gewohnt ist. Vielmehr nimmt der Körper die Haltung eines Harley-Davidson-Motorradfahrers ein. In dieser Haltung sind alle Gliedmaßen in ihrer "Neutralstellung". Mit Hilfe von Astronauten sind schlafsackähnliche Weltraumbetten entwickelt worden, die heute im Space Shuttle und der Raumstation benutzt werden. Der Astronaut schlüpft in den Schlafsack rein, verschließt mit einem Reißverschluß sein Weltraumbett und kann diesen mit Hilfe von Klettverschlüssen an jeder Stelle des Raums festmachen. So muß im Weltraum ein Bett nicht unbedingt auf dem Boden "stehen", sondern kann auch an jeder Stelle in jeglicher Richtung angebracht werden.

Frage: Zukünftige Weltraumtouristen werden sich doch nicht aus Tuben ernähren, oder?
R.A.: Diese Tubennahrung und dehydrierte (entwässerte) Nahrung hatte man Apollo-Astronauten zugemutet. Heute werden Mahlzeiten im Shuttle und auch auf der Raumstation ähnlich wie im Flugzeug zubereitet. Das Essen im Weltraum wird aber stärker gewürzt sein, weil die Geschmackswahrnehmung unter Schwerelosigkeit leidet. Das Essen wird auch nicht so einfach zu riechen sein, weil unter Schwerelosigkeit die Gerüche nicht aufsteigen. Dieses physikalische Phänomen besteht darin, daß warme Dämpfe (leichter als Luft) durch den fehlenden Gewichtsunterschied nicht aufsteigen können. Vielmehr würde sich eine Blase um das Essen bilden. Auch das Trinken ist unter Schwerelosigkeit eine neue Erfahrung. Flüssigkeiten kann man unter Schwerelosigkeit nicht einfach in den Mund gießen. Getränke müssen in einem Beutel verpackt sein, die dann mit etwas ähnlichem wie einem Strohhalm und durch Pressen des Beutels getrunken werden können.

Frage: Wieviel wird der Bau eines Weltraumhotels kosten?
R.A.: Ich kann Ihnen hierzu beim besten Willen keine Zahl nennen, denn jede Zahl, die ich nennen würde, wäre falsch. Die Kosten werden sehr stark von den Kosten für den Transport in den Weltraum geprägt sein. 

Frage: Was wird ein Ticket kosten?
R.A.: Der letzte Trip von Denis Tito zur Internationalen Raumstation hatte 20 Millionen Dollar gekostet. Soviel werden zukünftige Weltraumtouristen nicht zahlen können. Es gibt aber inzwischen Marktstudien für den Weltraumtourismus, die sich am irdischen Luxus-Tourismus orientiert haben. Ergebnis dieser Studien war, daß ein Ticket unter einer Million Euro liegen muß, damit sich ausreichend Passagiere finden lassen.


Frage: Wann wird ein "Normalverdiener" in den Weltraum fliegen können?
R.A.: Für einen "Normalverdiener" wird es noch sehr lange dauern, bis man so kostengünstig in den Weltraum fliegen kann, daß ein Ticket erschwinglich wird. Aber erstens muß es ja nicht gleich zum Weltraumhotel gehen, denn mit einem Raketenflugzeug könnte man auch minutenlang schwerelos sein und den Planeten Erde betrachten, und zweitens wird es sicherlich in Zukunft Quizsendungen geben, die als Preis ein Trip in den Weltraum bieten.

Frage: Aus Kinofilmen wissen wir, daß Astronauten extrem fit sein müssen, keine Zahnplomben und Brillen haben dürfen.... Kann ein "normaler" Mensch überhaupt in den Weltraum fliegen?
R.A.: Die ersten Astronauten wurden aus dem Pool der Testpiloten rekrutiert. Diese waren körperlich top-fit und waren mental dazu fähig in gefährlichen Situationen nach Vorschrift zu handeln. Wenn man den Beschleunigung der Apollorakete mit der des Shuttles vergleicht, so ist der Shuttle eine richtige Sänfte. Selbst in einer Achterbahn erfährt man höhere Beschleunigungslasten als in einem Shuttle. Die Anforderungen an Astronauten haben sich bis heute drastisch gewandelt. Bis auf die Piloten des Shuttles sind die Wissenschaftsastronauten Zivilisten. Sie müssen alle ein einwandfreies Herzkreislauf-System haben, weil der Herzkreislauf durch den Wechsel von Erdschwere zur Schwerelosigkeit und zurück sehr stark beansprucht wird. Ansonsten sind übermäßige Muskeln eher hinderlich, weil sie nicht notwendig sind und den Kreislauf belasten. Der ehemalige Apollo Astronaut John Glenn hatte im hohen Alter einen Shuttle Flug gewagt und damit demonstriert, daß auch ältere Menschen in den Weltraum fliegen können. Zukünftige Raketen werden noch komfortabler fliegen können. Die Frage ist nur, ob der Passagiere es wirklich so komfortabel haben oder doch lieber ein Hauch des Raketenpionierzeitalters erleben will.

Frage: Herr Witan, warum ist die Gestaltung eines Weltraumhotels für Architekturstudenten eine reizvolle Aufgabe?
O.W.: Architekten und Architekturstudenten setzten sich mit der räumlichen Gestaltung unserer Umwelt auseinander. Im Weltraum und speziell in der Schwerelosigkeit müssen neue Raumkonzepte erfunden werden, da der Raum hier tatsächlich dreidimensional nutzbar ist. 

Frage: Was für Formen sind bei den unterschiedlichen Konzepten der Weltraumhotels entstanden?
O.W.: Die Formensprache der unterschiedlichen Entwürfe generiert sich meistens aus der Frage, ob die Weltraumhotels über simulierte Schwerkraft verfügen oder nicht. Bei den Konzepten mit Schwerkraftsimulierung finden wir Weiterentwicklungen der Formen des Thorus (Wernher von Braun). Es sind hier spiral- und helixartige Formen zusehen, welche durch Rotation eine simulierte Schwerkraft erzeugen. Konzepte, die nur mit der Schwerelosigkeit arbeiten, zeigen eine Vielfalt von möglichen Formen: Blasen, kugelförmige Strukturen bis hin zu technisch wirkenden Megastrukturen.


Frage: Wie sieht ein fiktiver Tag eines Weltraumtouristen aus?
O.W.: Je nach Konzept und Persönlichkeit der Bearbeiter sind ganz unterschiedliche Weltraumhotels entstanden. Das Raumprogramm ist durch die Studenten modifiziert und verändert worden. Es sind Konzepte entstanden mit schwebenden Skybars, einer Weltraumachterbahn, schwebenden Wasserblasen als Weltraumpool, flauschige Hüllen durch die man "durchwuselt", Luftkanäle die einen mitschwimmen lassen...

Frage: Wie soll es mit dem Studentenwettbewerb weitergehen? 
R.A.: Zunächst streben wir an, das interdisziplinäre Lernen im Fachbereich der Architektur anhand der Aufgabenstellung "Entwurf eines Weltraumhotels" in der universitären Lehre zu etablieren. Ferner würden wir gerne im Anschluß zur Ausstellung in Hamburg die Modelle auch in anderen Städten präsentieren. Wer unsere Ausstellung buchen möchte, kann sich bei uns melden oder über das Internet mit uns Kontakt aufnehmen. Im nächsten Jahr planen wir, den Wettbewerb an einer anderen Uni auszuschreiben. Das Thema wird sicherlich einen anderen Schwerpunkt haben. Auch hier können Interessierte mit uns Kontakt aufnehmen. Nachdem der Wettbewerb an einigen Universitäten gelaufen ist, planen wir für die Zukunft einen deutschlandweiten oder gar einen europäischen Studentenwettbewerb.